Konventionelle & moderne Wundversorgung

Von der trockenen zur feuchten Wundbehandlung
Im Rahmen der traditionellen Wundbehandlung waren das Trockenlegen der Wunde und ein häufiger Verbandwechsel oberstes Gebot. Was feucht war, galt als infiziert. Im Jahr 1962 konnte der englische Mediziner George Winter in Experimenten mit Hausschweinen nachweisen, dass feuchte Wunden besser heilen. Der Grund: Zellen sind im feuchten Milieu aktiver und können sich besser entwickeln und teilen und damit leichter neue Gewebe bilden.Mit dieser Erkenntnis war der Grundstein für eine moderne Wundtherapie gelegt: Das Prinzip der feuchten Wundbehandlung.

Es dauerte jedoch noch viele Jahre, bis sich dieses Prinzip zumindest teilweise in die Praxis umsetzte. Zur praktischen Umsetzung half vor allem die Entwicklung innovativer so genannter hydroaktiver Wundauflagen seit Anfang der 70er Jahre. Hierzu zählen beispielsweise Wundfüller, Alginate, Hydrofiber, Hydrogele, silberhaltige Wundfüller und Wundabdeckungen wie Folienverbände, Hydrokolloide, Schaumverbände, silberhaltige Wundauflagen und Hydrogelverbände.

Ein wichtiger Zweck dieser modernen Wundfüller besteht darin, einerseits eine Optimierung des lokalen Wundmilieus zu erzeugen, auf der anderen Seite den unmittelbaren Kontakt des Wundgrundes bzw. von Wundtaschen und -tunneln zur Wundabdeckung schlüssig herzustellen.

Ein großer Vorteil dieser innovativen Wundauflagen: Sie verkleben im Regelfall bei korrektr Handhabung nicht mit der Wunde, so dass dem Patienten bei einem Verbandwechsel Schmerzen weitgehend erspart bleiben. Außerdem verbleiben die hydroaktiven Auflagen deutlich länger auf der Wunde als die traditionellen Kompressen, was ihre Wirtschaftlichkeit erklärt.

Trotz der nachweisbaren Vorteile sowohl hinsichtlich medizinischer Wirksamkeit als auch gesundheitsökonomischer Kosteneffektivität wird nach wie vor die konventionelle (trockene) Therapie überwiegend in Deutschland angewendet . Auch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern, wie z. B. Spanien, Großbritannien und Frankreich, ist der Anteil innovativer Wundtherapien in Deutschland deutlich geringer.

In der aktuellen Wundtherpaie haben sowohl die traditionellen, als auch die modernen Therapieverfahren je nach Indikation ihren Stellenwert. Darüber hinaus werden diese Verfahren durch chirurgische oder apparative Verfahren ergänzt.